Ulrike Gastmann liest Erich Kästner
Hinter sieben Palmenbesen,
die der Wirt im Ausverkauf erstand,
sitzt man und kann seine Zeitung lesen,
und die Kellner lehnen an der Wand.
An den Garderobeständern
schaukeln Hüte, und der Abendwind
möchte sie in Obst verändern.
Aber Hüte bleiben, was sie sind.
Sterne machen Lichtreklame.
Leider weiß man nicht genau für wen.
Und die Nacht ist keine feine Dame,
sondern läßt uns ihr Gewölbe sehn.
In der renommierten Küche
brät der dicke Koch Filet und Fisch.
Und er liefert sämtliche Gerüche
seiner Küche gratis an den Tisch.
Wenn man jetzt in einer Wiese
läge, und ein Reh trät aus dem Wald,
seine erste Frage wäre diese:
“ Kästner, pst! Wie hoch ist ihr Gehalt?“
Also bleibt man traurig hocken
und hält Palmen quasi für Natur.
Fliegen setzen sich auf süße Brocken.
Und der Mond ist nur die Rathausuhr.
Sieben Palmen wedeln mit den Fächern,
denn auch ihnen wird es langsam heiß.
Und die Nacht sitzt dampfend auf den Dächern.
Und ein Gast bestellt Vanille- Eis.
Erich Kästner, gelesen von Ulrike Gastmann