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Krux des Sparens | strategic management

Hallo liebe Hörer, Kostensenkung durch Verdopplung der Löhne? Das klingt paradox, und man möchte keinem Unternehmer heute empfehlen, dieses Rezept einfach so nachzukochen. Aber bei Henry Ford funktionierte es. Denn mit den höheren Löhnen hatten seine Arbeiter plötzlich einen Anreiz, bei Ford zu bleiben, nachdem sie in den Monaten zuvor in Scharen gekündigt hatten. Weil sie keine Lust auf diese merkwürdige, neumodische Fließbandarbeit hatten, die es bei Ford seit 1913 gab. Die Fluktuationsrate im Werk stieg in den Monaten nach der Fließband-Einführung auf über 300 Prozent – im Durchschnitt blieb ein Arbeiter keine vier Monate bei Ford! Die Arbeit am Band war zwar körperlich weniger anstrengend als die Beschäftigungen vorher, aber die Monotonie der Tätigkeit und die soziale Isolation wogen für die Arbeiter schwerer, und wer konnte, wechselte die Firma. Erst der höhere Lohn im Jahr 1914 senkte die Fluktuation drastisch und damit auch die Kosten für die Einarbeitung. Die Motivation stieg, damit auch die Produktivität – höhere Löhne bedeuteten am Ende niedrigere Kosten.

Ein Vorbild für die heutige Situation? Sicher nicht eins zu eins. Aber doch ein Beleg dafür, dass Unternehmen auf den Druck des Wettbewerbs oder der Märkte auch anders reagieren können als mit Streichen und Sparen. Die möglichen Strategien sind hier wohl ebenso vielfältig wie die Strategien, mit denen in der Natur auf den Druck des „Survival of the Fittest“ reagiert wird. Tiere werden schneller, schlanker oder kleiner, Pflanzen bunter, spitzer oder beweglicher, um sich im Wettbewerb durchzusetzen. Und Menschen – meist schlauer. Die Investition ins Großhirn, in Lernen, Wissen und Innovation, hat sich für unsere Spezies als beste Überlebensstrategie entwickelt; bei Unternehmen ist es ähnlich …

Ulrich Hinsen | ManagementRadio