Wenn das Leben wie ein Tag wäre,
dann malten die ersten Stunden orangenduftende bunte Bilder aus den Streifen morgendlichen Lichts, selbstvergessen, spielerisch und lächelnd, fast göttlich gedankenlos.
Erfühlt ist es mit einem Schokoladenmund, Sand in den kleinen Hosentaschen und Glasperlen deren jede einzelne wohl einen Schatz bedeutete.
So gegen halb Neun, manchmal auch erst um kurz vor Zehn, dann, wenn das Licht schon greller wird, weicht der Morgen dem Tag ins Land Vergessen. Manchmal abrupt und meist verbunden mit dem Beginn des Ernstes eines Lebens.
Der Ernst des Lebens?
Bliebe man im Bild der Farben, so wäre die Palette in diesem Moment des Tages leer gebrannt am späten Vormittag. Es bleibt nur noch das Schwarz, das Weiß, das Grau, die Melange, in der dicke Daumen die Vielfalt des Lebens verwischen.
Der Ernst des Lebens beginnt in dem Moment, wo es sich teilt in Ich und Du, in Mein und Dein, in Links und Rechts, in Gut und Schlecht und irgendwas Zerstückeltes.
So gegen Mittag um halb zwei wohl spätestens erscheint dann irgendwo am Baum des Lebens ein pausbäckiger Apfel, das „Selbst“. Es reift so schön und vor sich hin und manchmal bleibt er grün.
So gegen acht Uhr abends, dann, wenn die Dämmerung sich aufmacht, fällt er vom Baum.
Ein kleiner junger Mensch wird ihn dann finden, beißt in ihn hinein …. und sieht, er ist in seiner Mitte faul, schon längst vergangen….
Das Selbst, das Ich, es ist wie Shakespeare sagte „A poor player that struts and frets his hour upon the stage, and then is heard no more: it is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing“
Wir müssen lange suchen, um wieder das Leben zu finden….
In der Abenddämmerung des Lebens mag es uns erscheinen, vielleicht …
Kurt Steffenhagen | ManagementRadio