Die kreativste Ökonomie der Welt – Strategien umsetzen
Ein Essay von Dr. Martin C. Wittig, CEO Roland Berger Strategy Consultants
Hallo liebe Hörer, ein SUV fährt durch ein Schlagloch. Und fällt hinein. Das ist kein Witz. Sondern genau das ist vor Kurzem ausgerechnet in der Autostadt Detroit passiert. Auf einer Straße mit scheinbar leichten Straßenschäden sackte oberhalb von maroden Wasser- und Kanalisationsleitungen der Boden weg. Die Insassen, eine Großmutter mit Tochter und Enkelin, konnten noch rechtzeitig aus dem Auto gerettet werden. Das Lokalfernsehen zeigte am Abend Bilder, die auch in eine humorige Pannenshow gepasst hätten – aber im Grunde natürlich überhaupt nicht lustig waren. Der SUV im Schlamm war eher ein Sinnbild für die marode Lage der Nation.
Ein amerikanisches Babyboomer- Kind, sagen wir Jahrgang 1955, fuhr in seiner Kindheit auf dem Rücksitz über nagelneue Interstate-Highways. In seiner Jugend war es umgeben von amerikanischen Waren und Kulturgütern, die alle Welt auch haben wollte. Es sah in den Nachrichten, wie John F. Kennedy als Sieger aus der Kuba-Krise hervorging und sein Land als Reaktion auf den Sputnik- Schock „binnen eines Jahrzehnts einen Mann auf dem Mond landen ließ und wieder sicher zurück zur Erde brachte“. Wenn er sich als junger Erwachsener für Technologie interessierte, wusste er: Eine Firma namens IBM beherrschte mit seinem Mainframe-Einheits-Computer den Weltmarkt. Die Person Jahrgang 1955 wuchs in dem festen Bewusstsein auf, dass sie im amerikanischen Jahrhundert lebt. Das Jahrhundert endete mit dem Systemsieg über die Sowjetunion.
Ein Kind der Zeit nach dem Kalten Krieg, sagen wir Jahrgang 1995, sah mit sechs die Twin Towers fallen – und in den Jahren darauf Tausende Soldaten im Irak und in Afghanistan. Als seine größeren Geschwister alt genug waren, den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen, brach erst der Immobilienmarkt zusammen – und in der Folge das Bankensystem. General Motors, einst größter Autohersteller der Welt, ging pleite und wurde verstaatlicht. Das ohnehin viel zu hohe Haushaltsdefizit explodierte und die Arbeitslosigkeit kletterte auf europäische Höhen.
Zwei Berkeley-Ökonomen machen derweil mit einem durch und durch pessimistischen Buchtitel Furore: „The End of Influence: What Happens When Other Countries Have the Money “. Der Computer, auf dem der Jugendliche Jahrgang 1995 seine Hausaufgaben macht, ist in China gefertigt. Auch sein Smartphone ist nur „Designed in California“, wohl aber „Assembled in China“. Wenigstens stammt das Betriebssystem noch von Google oder Apple. Problemlos im Auto telefonieren können die Kinder der Babyboomer deswegen noch lange nicht. Ständig reißt die Verbindung ab, was weniger schlimm ist, als gleich in einem Schlagloch zu verschwinden, aber ein weiterer Hinweis auf den Zustand der Infrastruktur.
Strategien umsetzen – Die drei entscheidenden Comeback-Faktoren
Die Lage der amerikanischen Nation ist nicht gut. Kein Zweifel daran. Aber Amerika wird zurückkommen. Wie so oft in seiner Geschichte. Davon bin ich überzeugt und dafür sprechen mindestens drei Trends, die beim Abgesang auf Wirtschaft, Kultur und Politik der Vereinigten Staaten gern übersehen werden …
Der Kontakt zu Dr. Martin C. Wittig: think.act.radio@rolandberger.com