Für rostige uralte Schiffe, kaum seetüchtig, ziemlich sicher dem Untergang geweiht, heuerte man früher Seeleute an und ließ Passagiere darauf fahren.
Diese Schiffe nennt man Seelenverkäufer.
Geboren würde diese gruselige Idee in Holland vor gut hundert Jahren, um für die holländischen Kolonien Arbeitskräfte zu akquirieren und dadurch den Reichtum der indisch/holländischen Companien zu mehren.Oft wurden die Matrosen und deren Passagiere, also die zu überführenden Arbeitskräfte durch heilvolle Versprechen und mit viel Alkohol betrunken gemacht, auf die Schiffe gekarrt, um die Reise nach Nirgendwo anzutreten, meist ohne Wiederkehr.
Dieser Usus, Seelen, das heißt Menschen eine Idee zu verkaufen, mit der sie trunken und beseelt davon auf ein rostiges Schiff steigen, existiert noch heute und das Geschäft blüht in vielen Bereichen der Gesellschaft.
Nehmen wir aus dem Reigen dieser Seelenverkäufer nur eines, ein relativ Harmloses, weil nicht das Leben Kostendes heraus.
Das rostige Schiff schwimmt in weiten Teilen der sogenannten „Ratgeberliteratur“, also in den meterweisen Büchern beispielsweise über die Frage „Wie motiviere ich Menschen“. Das Vergleichbare mit den Seelenverkäufern ist die Vagheit des Versprechens, der Fokus auf den Erfolg und letztlich das Spiel mit der uns allen innewohnenden Sehnsucht, den Aufgaben des Lebens endlich gerecht zu werden.
Die Sehnsucht der Menschen ist ihrer Natur nach ungeduldig und deshalb hochgradig verführbar. Sie nimmt auf diesem Hintergrund auch mit billigen Rezepten vorlieb und das ist der Steigbügel auf den Rücken toter Pferde …
Kurt Steffenhagen | ManagementRadio