Der Psychoanalytiker, Gesellschaftskritiker und Schriftsteller, Arno Gruen bezeichnete mit dem „Messer im Herzen“ den Versuch des gesellschaftlichen Main Streams, auch noch den letzten Rest vom Leben zu erklären, zu operationalisieren, rational herunterzubrechen und damit – was kaum einer bemerkt – das Gefühl einer Verbundenheit mit dem Leben mit nüchternen Erklärungen zu erstechen und in eloquenten Lapidarien zu ertränken.
Das Leben?
Es war und bleibt ein Rätsel. Philosophen, Religionen und wer auch immer haben sich damit abgemüht, es zu erklären. Der Grund der Mühe war wohl nicht immer die hehre, selbstlose aristotelische Erkenntnis, es war die Suche nach Sicherheit, die durch Wissen oder notfalls mit Glauben gemauert werden sollte. Letztlich war es auch der Wunsch nach Macht.
Wir leben heute in einer zunehmend durchkonstruierten Welt, die von Kampf, Wettbewerb, Profit und Isolation bestimmt ist. Die Errungenschaften von Wissenschaft, Technik und Informatik beeinflussen und dominieren uns. Wir glauben, unser Denken sei realistisch, wenn es von Emotionen befreit ist, geradlinig verläuft und wer hätte nicht schon einmal den Satz gehört: „Sei realistisch, bleib auf dem Boden der Tatsachen!“
Aber Denken ohne das Erlebnis, den Einbezug einer Verbindung zum Ganzen, ohne zumindest die Relativierung durch Kontexte, ja ohne die Beachtung des Unwägbaren, führt in eine Scheinwelt aus Abstraktionen, eine Parallelwelt. Es macht uns unfähig, unsere Wirklichkeit nicht nur unmittelbar, sondern auch mitfühlend wahrzunehmen. Indem das abstrakte Denken, also das Kognitive, zunehmend das Empathische in uns verdrängt, entfernen wir uns immer weiter von dem Gefühl der Verbundenheit mit dem Leben.
Dies Denken schlägt gerade hart auf. Stichwort „Komplexität“. Auch die will man natürlich in den Griff kriegen. Man zerteilt sie in blaue und rote Aspekte und weiß der Teufel welche Messer da an etwas gesetzt werden, das, auch wenn man es zerteilt, nicht verrät, was es ist.
Als wenn das was Neues wäre …
Kurt Steffenhagen | ManagementRadio