In Kirchen findet man immer eine Absperrung rund um den Altar. Meist ist es eine schön geflochtene tiefrote Kordel, gestützt von goldfarbenen Ständern, die das Weltliche, den weltlich denkenden Menschen von dem Unbeschreiblichen, der Welt, in der dem Gott ein Altar geweiht ist, trennt. Ein Symbol wie ein Strich durchs Leben, der deutlich macht, wie wenig das weltliche Palaver mit dem Gott Geweihten, dem Göttlichen zutun hat. Das Göttliche entzieht sich dem Verstand der Menschen und nur der Priester, der Diener dieses Großen Ganzen hat in Demut Zutritt zu diesem Bereich … Demut, die Erkenntnis, die Ahnung über die Existenz von etwas Höherem und Unaussprechlichen.
Die Trennung in den Kirchen ist nicht wirklich eine Trennung, eher ein Schutz wie eine Absperrung vor einem wertvollen Gemälde… ein Hinweis auf den Wert, damit schmutzige Finger es nicht berühren…. oder, damit nicht aus den Säulen der antiken Tempel kleine Stücke herausgebrochen werden, um ein Stück der Ewigkeit in der Schrankwand daheim zu wissen oder gar zu meinen, man besäße jetzt einen Brocken davon, ja vielleicht sogar vom Göttlichen. Apropos „ein Stück davon“…
„Being is one, the world is many and in between is the dividing mind“, ist ein Ausspruch eines Zen-Philosophen. „The dividing mind“, also unser Denken zerlegt die Einheit des Ganzen in Stücke, in Fakultäten der Wissenschaft und schafft daraus jene Welt, die wir zwar nicht ganz begreifen aber zumindest teilweise wahrnehmen können. Das Wesen dieser Teilung, die in der Aufklärung ihre Wurzeln hat, liegt darin, die Dinge voneinander zu unterscheiden, greifbar zu machen so wie man eine Kuh zerlegt, damit man sie essen kann… ohne allerdings sich des Ursprungs, des „Being one“ zu erinnern oder um im Beispiel zu bleiben, ohne beim Essen des Steaks an die Kuh zu denken, geschweige denn an den Zusammenhang, das Ganze der Natur.
Um es poetisch auszudrücken ist diese übliche Art zu Denken so als würde man den Blick auf den Finger lenken, der eigentlich auf den Mond am Himmel weisen will und stattdessen die Fingergelenke beschreiben…. Damit wäre die Organisation unserer derzeitigen Wissenschaften und ihrer Fakultäten skizziert.
Bleibt zu fragen, was diese Ganzheit der Welt ist, der Ursprung, der uns alle verbindet? …
Kurt Steffenhagen | ManagementRadio